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„Blues Brothers“ Premierenberichte der HAZ und der Neuen Presse

Nie ohne Hut: Die Blues Brothers im SofaLoft.
Nie ohne Hut: Die Blues Brothers im SofaLoft. Quelle: Florian Petrow

Hannover

Einschränkung ist Herausforderung für Theatermacher. Wenn man also die Blues Brothers auf eine winzige Bühne bringen will, die wegen einer Säulenreihe im kleinen Saal nicht von überall einsehbar ist, wenn man keinen Platz hat für Kulissen und die Band, die es ja zusammenzubringen gilt, dann muss man sich was einfallen lassen. Die Musical Company Hannover versucht das gerade im SofaLoft, einem kulturaffinen Möbelgeschäft in der Südstadt.

Gerhard Weber, Ex-Landesbühnenintendant, der mit Musiktheater auch an ungewöhnlichen Orten in Hannover Erfahrung hat, versucht es mit der Konzentration auf das Wesentliche. An einigen in Stein gemeißelten Standards kommt er ohnehin nicht vorbei, wie das eben so ist bei einem Kultfilm, der nicht nur musikalische Marken gesetzt hat, sondern auch optische. Schwarzer Anzug, schwarzer Hut zum Beispiel. Die schwarze Doppelsonnenbrille in Übergröße ist das zentrale Requisit auf der Bühne. Autofahren, auch wichtig, wird durch ein Lenkrad und einen blubbernden Mundmotor angedeutet und läuft sich zum Running Gag warm. Mit dieser Grundausstattung geht es auf die Reise von Jake und Elwood Blues, die vor dem Knast beginnt, aus dem Jake entlassen wird und die in einem gefeierten Konzert endet, mit dem die Brüder und ihre wiedervereinigte Band die 5000 Dollar zur Rettung des Waisenhauses einspielen, in dem sie aufgewachsen sind.

Die Band, das sind in diesem Fall Ecki Hüdepohl, hannoversches Boogie-Woogie-As, am Piano und Markus Matschkowski, der den gesamten Rest inklusive Rhythmussektion (vom Drumcomputer) und Bläser (aus seiner Orgel) beisteuert, werktreu, ohne große Experimente. Auch hier, unkaputtbare Klassiker, wo man hinhört. „Shake A Tail Feather“, „Everybody needs somebody“, „Sweet Home Chicago“, „Gimme some Lovin’“ und Aretha Franklins, von Amanda Whitford fulminant vorgetragenes und zurecht gefeierte „Think“, das schon früh zum Höhepunkt des Abends avanciert.

Die Handlung klappert die wichtigsten Stationen des Films ab und belässt es für deren optische Illustration bei Kostümwechseln. Die schauspielerisch stärksten Momente hat das Stück, wenn am wenigsten passiert. Wenn Jake (Florian Hinxlage) und Elwood (Philipp Lang) im Auto sitzen und in aller Einsilbigkeit ihre knorrigen Dialoge führen. In dieser unbeholfenen, uncoolen Coolness der beiden blüht die Komik. Mehr jedenfalls als in den etwas überdrehten Verfolgungsjagden, die sich die beiden immer wieder mit der Polizei liefern.

Am Ende feiert das Premierenpublikum die alten Hits mit, singt ausgelassen „Minnie The Moocher“ mit und spendet viel Applaus für Schauspieler und Musiker. Eine solide Inszenierung, die sich auf die Vorlage verlassen kann, der ein bisschen mehr Überraschung aber nicht geschadet hätte.

Noch 25 Vorstellungen bis Mitte Dezember. Karten und Infos: musical-factory-hannover.de

Von Uwe Janssen

Link zum Originalbeitrag: http://www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Blues-Brothers-als-Musical-in-Hannover

 

Immer wieder den Cops entkommen: Im SofaLoft geht das Musical „Blues Brothers“ stilecht über die Bühne.
Immer wieder den Cops entkommen: Im SofaLoft geht das Musical „Blues Brothers“ stilecht über die Bühne. Quelle: Bredemeier

Hannover

Wer früh kommt, sitzt weich im SofaLoft: Zur Premiere der neuen Musical Factory-Inszenierung in der Südstädter Polster-Hochburg sind die 175 Zuschauer auf Sesseln, Chaiselongues und Designerstühlen angemessen platziert – und bei den überdimensionierten Wayfarer-Sonnenbrillen auf der Musicalbühne ist auch kein Geheimnis, wer gleich kommt.

Jake (Florian Hinxlage) und Elwood (Philipp Lang) Blues nämlich, die Soul-Revival-Gebrüder in den schwarzen Anzügen und schlanken Krawatten, die 5000 Dollar aufbringen müssen, um das Waisenhaus ihrer Lieblingsnonne (Julia Goehrmann, der „Pinguintante“) vor der Steuerfahndung zu retten.

Ein Kult-Stoff mit Nostalgiewert, erfunden von der SNL-Truppe um John Belushi und Dan Aykroyd, und jetzt neu aufgezogen für die kleine SofaLoft-Bühne, wo er trotz ein wenig limitierter Möglichkeiten einen launigen Start ins Wochenende bereitet. Gerhard Weber hat diese Fassung geschrieben, neun Darsteller und zwei Musiker (Ecki Hüdepohl und Markus Matschkowski, Piano und Keyboard) kümmern sich um die bekannten Erleuchtungen, witzigen Wortgefechte und die omnipräsenten Verfolgungsjagden mit den Cops, die die Blues Brothers durchmachen.

Und um die Evergreens aus dem Film-Soundtrack natürlich auch: „Soul Man“, „Rawhide“ (im Honky Tonk-Schuppen „Bob’s Country Bunker“, wo die Brüder ausgebuht werden) und „Think“, zu dem Amanda Whitford eine tolle Aretha Franklin gibt.

Fast alle Schauspieler machen mehrere Rollen, es muss sich viel umgezogen werden, dadurch bleibt aber die Energie hoch – am meisten Spaß machen die Rennen zwischen Brüdern und Polizei, zu denen die Darsteller Lenkräder in die Hände nehmen, Sirenen und Motorblubbern mit dem Mund machen und die Blues Brothers den Cops natürlich stets durch die Lappen gehen.

Zum Abschlusskonzert mit dem hinreißenden „Everybody needs Somebody“ und natürlich „Sweet Home Chicago“ ist dann die ganze Truppe an Deck – und zum Reprise mit dem „Jailhouse Rock“ tanzt fast das ganze Loft im Sitz, egal, wie weich der ist.

Von Lilean Buhl

Link zum Originalbeitrag: http://www.neuepresse.de/Nachrichten/Kultur/Uebersicht/Blues-Brothers-im-SofaLoft